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Posts Tagged ‘Gastrosophie’

Waldmeister

In Kräuter on 31/05/2009 at 1:02 pm

Der Waldmeister (Galium odoratum) hat von April bis Ende Mai die Hauptsaison. Nach der Blüte werden die Stängel und auch Blättchen sehr hart
und sind nicht mehr für „Delikatessen“ geeignet. Waldmeister wächst unter Sträuchern und Blumen im lichten Schatten. Einmal im Garten angesiedelt ist er nicht mehr auszurotten. Die unterirdischen Ausläufer verbreiten sich sehr schnell. Die Pflanze soll immer mit der Schere geerntet werden, denn wenn die Wurzeln verletzt werden verschwindet er mit der Zeit.

Cumarin heißt der Stoff, der den Waldmeister das Aroma verleiht, auch leicht beschwingt und bei höherer Dosierung Kopfschmerzen verursachen kann. Waldmeister ist eine Würzpflanze und wird z. B. zur Herstellung von Waldmeisterbowle (z. B. Maibowle) verwendet. Er wird auch als Mottenmittel, als Volksarzneipflanze und in der Homöopathie eingesetzt. Waldmeister wirkt gefäßerweiternd, entzündungshemmend und krampflösend.

Rezept für Waldmeistergelee
Dazu benötigt man:
15 Stängel Waldmeister
1 Liter Apfelsaft (oder 0,75 l Apfelsaft und 0,25 l Wein)
Saft von einer Zitrone
1 Päckchen Gelierzucker 2:1 (für 1kg)

Zubereitung:
Waldmeister über Nacht in Apfelsaft legen, Waldmeister wieder entfernen, Saft von 1 Zitrone dazugeben und mit Gelierzucker nach Herstellerangaben kochen. Heiß in Twist-off-Gläser füllen.

Dieses Rezept und viele Informationen zu (Un-)Kräutern finden Sie auf der Internetseite der UnKräuterschule, Cham

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Bildnachweis: wikipedia.org

Moodfood

In Gastrosophie on 31/05/2009 at 12:00 am

Hilft Schokolade gegen Frust, Pasta gegen Stress und Quark gegen Trägheit? Ganz so einfach ist es wohl nicht. Aber was wir unter dem Eindruck bestimmter Stimmungen essen, beeinflusst über die Chemie des Gehirns auch wiederum unsere Gemütslage. Wer weiß, wie das funktioniert, kann sich mit gezielten Snacks bei guter Form und Laune halten.

Schärfe macht glücklich
Scharfen Gewürzen wie Paprika und Chili wird nachgesagt, sie machten fröhlich und wirkten erotisierend. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe legt nahe, dass dies am Capsaicin liegen könnte. Dieser Stoff steht im Ruf, nicht nur scharf zu sein, sondern auch glücklich zu machen. Durch kleine Schmerzreize auf der Zunge sorgt er für die Ausschüttung von Endorphinen, also von körpereigenen Glückshormonen. Zu viel des Guten kann jedoch auf Dauer die Magen- und Darmschleimhaut reizen.

Sauer ist nicht immer lustig
Der Spruch, sauer mache lustig, stimmt nicht so ganz. Extrem Saures wirkt nämlich so stark auf die Geschmacksnerven am Rand der Zunge, dass es fast schon weh tut. Wenn beim Biss in die Zitrone das Gesicht verzogen wird, dann ist das also schon eine kleine Schmerzreaktion. Etwas weniger saures Obst vermag jedoch zu einem anregenden Sinnenerlebnis zu verhelfen. Sauerkirschen und Johannisbeeren sind beispielsweise moderatere Vertreter der sauren Fraktion. Ihre Säfte löschen den Durst und beleben den Kreislauf. Erfrischend wirken auch saure Milchprodukte wie Buttermilch und Trinkjoghurt.

Kaffee bringt Power
Wenn der Körper müde ist, produziert er das entspannende Hormon Adenosin. Koffein hebt seine Wirkung innerhalb von etwa 20 Minuten auf, indem es die körpereigenen Muntermacher Dopamin, Serotonin und Glutamat aktiviert. Dadurch wird das zentrale Nervensystem angeregt. Bronchien und Blutgefäße werden erweitert, die Verdauung beschleunigt und die Muskelaktivität gesteigert. Je nach Konstitution und Gewöhnung hält dieser Effekt bis zu fünf Stunden an.

Nudeln und Schokolade trösten
Zu den beliebtesten Seelentröstern zählen Schokolade und Nudeln. Kakao enthält Spuren von Koffein und Theobromin, die leicht anregend wirken. Der einfache Zucker der Süßigkeit kann vom Körper innerhalb weniger Minuten abgebaut werden. Der dadurch erhöhte Blutzuckerspiegel führt zur Produktion der Aminosäure Tryptophan. Sie ist eine Vorstufe des anregenden Neurotransmitters Serotonin, der im Gehirn für kurze Zeit gute Laune verbreitet. Der Abbau von stärkehaltigen Lebensmitteln wie Nudeln, Reis oder Kartoffeln dauert viel länger, etwa 30 Minuten. Dabei wird die Aminosäure Tyrosin in die beruhigenden Glücksbotenstoffe Dopamin und Noradrenalin umgewandelt. Das Warten lohnt sich, denn man wird mit mehreren Stunden Ausgeglichenheit belohnt.

Leider haben auch die besten Seelentröster nur einen begrenzten Einfluss auf unsere Befinden. Denn keiner wird umso glücklicher, je mehr Nudel oder Süßigkeiten er zu sich nimmt. Letztendlich macht nur eine gesunde Abwechslung auf dem Speiseplan dauerhaft zufrieden.

Sanfte Explosionen im Mund
Ein wichtige Rolle für ein angenehmes Sinnenerlebnis spielt auch, wie sich das Essen im Mund anfühlt. Bei Eis macht also nicht nur der Zucker glücklich, sondern auch die Tatsache, dass die Masse zart im Mund schmilzt. Manche Köstlichkeiten wecken auch angenehme Kindheitserinnerungen. Wenn wir z.B. immer mit einer bestimmten Schokoladensorte belohnt wurden, dann verknüpft das Gehirn das positive Gefühl der Belohnung mit dem Genuss dieser Süßigkeit. Wissenschaftler sprechen hier von Konditionierung. An trüben Tagen neigt mancher dazu, über den Geschmack ein positives Gefühl herbeizuessen. Dies kann natürlich nur kurzzeitig wirken. Gegen ein Stück Schokolade dann und wann lässt sich sicher nichts einwenden, solang es mit Genuss und gutem Gewissen gegessen wird.

Man sollte Schokolade jedoch nicht als Werkzeug einsetzen, um sich oder gar die Kinder zu belohnen. Die zarte braune Masse sollte das bleiben, wozu sie am besten geeignet ist: ein kleines geschmackliches Highlight, das wir uns einfach ab und zu gönnen. Wenn Sie Ihren Kindern etwas Gutes tun möchten, dann wäre eine gemeinsame Aktion wie ein Schwimmbadbesuch oder ein Kinobesuch als Erlebnis, das allen Spaß macht, viel besser geeignet.

Dieser Artikel stammt von der AOK-Website. Direktlink auf die AOK-Seite: Ernährung von A-Z

Kulinaristik-Forum Rhein-Neckar

In Gastrosophie on 30/05/2009 at 11:25 pm

Anfang 2008 hat sich in Mannheim das Kulinaristik-Forum Rhein-Neckar konstituiert. Es ist als Netzwerk gebaut und als wissenschaftliche Arbeits- und Projektgemeinschaft verfasst. Zweck der Gründung ist, den noch jungen kulinaristischen Wissenschaften eine universitätsnahe Kommunikationsplattform in der Metropolregion Rhein-Neckar für ihr Gespräch untereinander und mit der vielstimmigen lebensweltlichen oder beruflichen Praxis zu verschaffen. Zugleich soll versucht werden, der Metropolregion ein kulinaristisches Profil zu geben.

Idee und Programm

Was will die Kulinaristik und warum benötigen wir sie?
Das Essen und Trinken prägt unseren Alltag und Festtag auf vielfache, meist lustvolle Weise. Vor allem kulturspezifische Normen, die moderne Nahrungsmittelindustrie und das Geflecht von Bedeutungen, in denen Menschen im Rahmen von Makro-, Regional- und Subkulturen ihre Erfahrungen interpretieren, bestimmen mit, was wir wann wo mit wem und wie essen und trinken. Diese komplexen Prägungen will die Kulinaristik erforschen und mittels Lehr- und Weiterbildungsangeboten verdeutlichen. Sie ist als multidisziplinäres Netzwerk gebaut. Sie versteht sich als praxisdienliche Kultur- und Bildungswissenschaft. Sie wird als Gemeinschaftsleistung benötigt, weil bislang keines der über viertausend wissenschaftlichen Fächer die Problematik zu seinem Schwerpunkt gemacht hat.

Den Namen „Kulinaristik“ hat Alois Wierlacher in Analogie zu „Logistik“ oder „Germanistik“ geschaffen, abgeleitet von lat. culina ( = die Küche). Ausgangsbasis der Konzeption war die Annahme, dass das Kulturphänomen Essen als individueller und kollektiver Verhaltens-, Kommunikations-, Wert-, Symbol- und Handlungsbereich den ganzen Menschen betrifft. Voraussetzung der Kulinaristik ist der nachhaltige Kampf gegen den weltweiten Hunger. Ihr Ziel ist die kooperative Erkenntnis der Rolle und Bedeutung des Essens und Trinkens, der Gastlichkeit und des Genusses im Aufbau der Kultur(en), in den Verständigungsprozessen zwischen den Menschen und in der individuellen menschlichen Existenz; ihr Zweck ist die Stärkung unserer kommunikativen und interkulturellen Kompetenz, unseres Kulturwissens und unserer kulinarischen Bildung. Diese Bildung ist insbesondere in den Überflussgesellschaften eine Existenzbedingung aller und darum ein Politikum ersten Ranges geworden.

Sitz des Forums
– Institut für Interkulturelle Kommunikation
im Fachbereich Angewandte Sprach- und
Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-
Universität Mainz
An der Hochschule 2, 76711 Germersheim

Forumsleitung
– Prof. Dr. Andreas Kelletat (Germersheim)
– Prof. Dr. Alois Wierlacher (Walldorf)

Die Texte stammmen von der Website des Forums

Enivrance – die Foodguerilla

In Gastrosophie on 30/05/2009 at 3:05 pm

„Es gibt keine Grenzen zwischen den dekorativen Künsten, Möbel, Entwurf und Nahrung.“ Edouard Malbois

Das Pariser Trendbüro Enivrance versteht sich als „créateur de collections en imaginaire alimentaire“, als Schöpfer visionärer Nahrungsmittel, die sie schon vor einigen Jahren als Haute-Couture-Linie vorstellte: „Essbare Schals aus Pflanzenfasern gab es zu sehen sowie ein Kettenhemd, dessen Glieder aus unterschiedlichen Gemüsesorten bestehen. Man präsentierte feinste Stoffe, etwa Spulen mit Auberginenfäden, auf die Knoblauchperlen gefädelt werden können. Und auch Garnelen mit angenähten Ingwerborten wurde gesichtet …“

Aber bei den KunstSpeiseWerken handelt es sich keinesfalls immer um verzehrbare Speisen. Die Gerichte sind oft Produkte der Fantasie. Die Speisen werden z. Tl. aus Gips und Harz modelliert und fotografiert. Für den Chef der Firma Enivrance, Edouard Malbois, geht es vor allem um ein neues Verhältnis zur Nahrung. Er entwickelte beispielsweise die cahiers de saveurs, essbare Bücher, in denen jede Seite einen anderen Geschmack besitzt, in Zusammenarbeit mit Heston Blumenthal (Restaurant „Fat Duck“, London) ein „Geräusch-Algenbrot“: beißt man hinein, dann klingt dies nach knirschendem Sand und Möwengeschrei.

Malboise, vormals für Danone und Coca-Cola tätig, will multiästhetische Sinneseindrücke, erzeugen, ein neues Denken, ein détournement du sens, wie er es auf seiner Website beschreibt.

Externer Link zur Firmenwebsite Enivrance

Haggis Rezept: gefüllter Schafsmagen

In Gastrosophie, Kuliteratur on 30/05/2009 at 1:45 pm

Haggis ist ein schottisches Nationalgericht , in dem Magen, Herz, Lunge und Leber eines Schafes verarbeitet werden. Mit den feingehackten oder zu durch den Fleischwolf gedrehten Innereien wird dann der gereinigte und gekochte Schafsmagen gefüllt. Der gefüllte Schafsmagen, wird i. d. Regel mit zerstampften Kartoffeln (tatties) und weißen Rüben (neeps) serviert.

In Schottland spielt Haggis besonders am 25. Januar, dem Geburtstag des schottischen Nationaldichters Robert Burns (* 25. Januar 1759 in Alloway, Ayrshire; † 21. Juli 1796 Dumfries, Dumfriesshire, schottischer Schriftsteller und Poet) eine große Rolle. Dieser setze dem Haggis 1786 mit der „Ode an den Haggis“ ein Denkmal. Beim alljährlichen Burns Supper wird „Address to a haggis“ rezitiert, dazu werden gehörige Portionen Haggis gereicht und Whiskey getrunken- begleitet von Dudelsackmusik und in vollem Clan Tartan.

Address to a Haggis
Fair fa‘ your honest, sonsie face,
Great chieftan o ‚ the puddin-race!
Aboon them a‘ ye tak your place,
Painch, tripe or thairm:
Weel are ye wordy of a grace
As lang’s my arm.

The groaning trencher there ye fill,
Your hurdies like a distant hill,
Your pin wad help to mend a mill
ln time o‘ need,
While thro‘ your pores the dews distil
I.ike amber bead.

His knife see rustic labour dight,
An‘ cut ye up wi‘ ready slight,
Trenching your gushing entrails bright,
Like onie ditch;
And then, O what a glorious sight,
Warm-reekin, rich!

Ye pow’rs wha mak mankind your care,
And dish them out: their bill o‘ fare,
Auld Scotland wants nä skinking ware
That jaups in luggies;
But, if ye wish her gratfu‘ prayer,

Gie her a Haggis!

Read more: „Das schottische Nationalgericht Haggis: Gefüllter Schafmagen als britische Delikatesse und Kulturgut | Suite101.de“

in englisch: auldlangsyne.org

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Links zu Rezepten:
Blog „Heureka! Feste in aller Welt“
kochprobe.info

Isabel Coe, La Dolce Vita

In Gastrosophie, Kuliteratur, Schokolade on 30/05/2009 at 1:16 pm

Isabel Coe, La Dolce Vita
Meine Familie und ihre Schokoladen-Rezepte

»In meinen Adern fließen italienisches Blut und flüssige Schokolade …« So sieht sich Isabel Coe, der jüngste Spross einer alteingesessenen Schweizer Chocolatiersfamilie.

Klappentext:
KEIN MANN KANN SO LECKER SEIN WIE EIN STÜCK SCHOKOLADENTORTE… »Lesen & Kochen« mit dieser hinreißenden Familiengeschichte über vier Generationen von Schokoladenbäckerinnen – mit köstlichen Rezepten! Ein unvergleichlicher Duft von Kakao und Zimt zieht durchs Haus und weckt mich. In der Küche bereitet meine Mutter Omamas Weihnachtsplätzchen vor. Während sie Schokolade reibt und Teig zu glänzenden Röllchen formt, erzählt sie von ihrer Großmutter, die immer diese feinen Biskuits dabei hatte, wenn sie zu Weihnachten in die Schweiz fuhr …« Noch heute zehrt Isabel Coe von diesen Kindheitserinnerungen, die geprägt sind von den Koch- und Backkünsten ihrer Urgroßmutter, ihrer Großmutter und Mutter – und von ihrer aller Hingabe an Schokolade in allen denkbaren Varianten. Vor Weihnachten wird nach Omamas Rezepten gebacken, zum Geburtstag gibt’s Napoleontorte und zu den Hausaufgaben Schokoladenbrote und duftenden Kakao. – In »La Dolce Vita« erzählt Isabel Coe die bewegende Geschichte der Frauen ihrer Großfamilie in den letzten hundert Jahren. Neben abenteuerlichen Ausflügen, schillernden Festen und zarten Liebesbanden enthüllt das Buch eine reichlich gefüllte Schatzkiste sorgsam gehüteter Familienrezepte – Rezepte, die Genuss und Trost zugleich bieten … Ein Buch, so verführerisch wie Schokolade – aber ohne die Kalorien!

Originaltitel: La Dolce Vita – Sweet Dreams and Chocolate Memories
Originalverlag: Simon & Schuster UK 2005, aus dem Englischen von Theda Krohm-Linke

Kuliteratur: Das Schlaraffenland_3

In Gastrosophie, Kuliteratur on 30/05/2009 at 11:23 am

Hoffmann von Fallersleben: Vom Schlaraffenland
Kommt, wir wollen uns begeben
jetzo ins Schlaraffenland
seht da ist ein lustig Leben
und das Trauern unbekannt
seht da läßt sich billig zechen
und umsonst recht lustig sein
Milch und Honig fließt in Bächen,
aus den Felsen quillt der Wein

Alle Speisen gut geraten,
und das Finden fällt nicht schwer
Gäns und Enten gehen gebraten
überall im Land umher
Mit dem Messer auf dem Rücken
läuft gebraten jedes Schwein
Oh wie ist es zum entzücken,
Ei, wer möchte dort nicht sein.

Und von Kuchen, Butterwecken,
sind die Zweige voll und schwer
Feigen wachsen in den Hecken,
Ananas im Busch umher
Keiner darf sich mühen und bücken,
alles stellt von selbst sich ein
Oh, wie ist es zum entzücken,
Ei, wer möchte dort nicht sein

Und die Straßen allerorten,
jeder Weg und jede Bahn
sind gebaut aus Zuckertorten,
und Bonbons und Marzipan
Und von Brezeln sind die Brücken,
aufgeführt gar hübsch und fein
Oh, wie ist es zum entzücken,
Ei, wer möchte dort nicht sein

Ja, das mag ein schönes Leben,
und ein herrlich Ländchen sein
Mancher hat sich hinbegeben,
aber keiner kam hinein
ja, und habt ihr keine Flügel,
nie gelangt ihr bis ans Tor
denn es liegt ein breiter Hügel
ganz von Pflaumenmus davor.

Kuliteratur: Das Schlaraffenland_2

In Gastrosophie, Kuliteratur on 30/05/2009 at 11:20 am

Das lustige Wirtshaus

Akademischer Scherz

Die Burschen:
Man lebet doch wie im Schlaraffenland hier,
Da schmauset man frühe wie spat;
Schon dreht sich der Boden vor Wonne mit mir,
Kaum daß ich die Schwelle betrat!
Der Becher, ihr Herrn, wird nur gratis gefüllt:
Der Wirt ist kein knausiger Tropf,
Er führt den Hanswurst nicht vergeblich im Schild,
Man wirft euch das Geld an den Kopf.

Der Alte soll, wißt ihr, ein Zauberer sein,
Er lächelt auch immer so schlau;
– Und seht nur, was treten für Kerl da herein?
Die Eule, der Storch und der Pfau!

Wie sittig, kratzfüßig und blöd sie sich drehn!
Pedanten vom köstlichsten Schlag!
Sie nehmen sich Stühle – das muß ich gestehn,
So was sieht man nicht alle Tag!

Mein Alter am Fäßchen, er zapfet den Wein
Und hält sich vor Lachen den Bauch;
Rebekke schenkt ihnen vom feurigsten ein
Und zierlich kredenzt sie ihn auch.

Nun sitzen sie steif wie Professorsleut da,
Und lassen das Glas unberührt,
Wir Herren vom Humpen sind ihnen zu nah:
Man hat sich leicht kompromittiert.

Nur ruhig, und kehrt euch noch gar nicht an sie!
Die führen ihr Mütlein im Sack;
Es ist nur erlogene Pedanterie,
Sie sind das versoffenste Pack.

Inzwischen, mein schönes, schwarzaugiges Kind,
Komm, sing uns was Lustiges vor!

Das Mädchen:
Das kann ja geschehen; die Herren dann sind
So gütig und machen den Chor.
(Dieselbe fährt fort mit der Zither:)
– Mein Vater, der hatte drei Krebse zum Schild,
Da sprachen die Leute nicht ein:
Nun führt er den scheckigen Narren im Bild,
Er selber trinkt aber den Wein.

Chor:
Heida! sa sa!
Er selber trinkt aber den Wein.

Mädchen:
Auch seht ihr ja wohl, wie so herrlich das lauft,
Man denkt, es wär Kirmes im Haus;
Und wenn man uns Betten und Stühle verkauft,
Wir lachen die Leute noch aus.

Chor:
Heida! sa sa!
Ihr lachet die Leute noch aus.

Mädchen:
Mein Vater, heißt’s, hab ein klein Männlein im Sold,
Ein Männlein, so fein und so klug,
Und wenn er nur möchte und wenn er nur wollt,
Wir hätten Dukaten genug.

Chor:
Heida! sa sa!
Ihr hättet Dukaten genug.

Mädchen:
Das laß ich nun gerne dahingestellt sein;
Was kümmert mich Silber und Gold!
Und zög ich auf Bettel landaus und landein,
Mein Schätzchen, das bliebe mir hold.

Chor:
Heida! sa sa!
Dein Schätzchen, das bliebe dir hold.

Mädchen:
Denn ich und des Schäfers sein lustiger Franz,
Wir ziehn wie die Vögel so frei,
Ich spiele die Zither, das Hackbrett zum Tanz,
Mein Liebster, der spielt die Schalmei.

Chor:
Heida! sa sa!
Dein Liebster, der spielt die Schalmei.

Mädchen:
Und wenn meine Mutter Frau Kaiserin wär,
Hätt ich Kleider und seidene Schuh,
Ich gäb doch den herzigen Jungen nicht her,
Gäb ihm Kron und Zepter dazu.

Chor:
Heida! sa sa!
Gäbst ihm Kron und Zepter dazu.

Einer:
Doch seht mir nur dort das Professorsvolk an!
Das jauchzet und tanzet und hopft!
Der Storch und der Pfau und die Eule voran –
Mein Seel, sie sind alle bezopft!

Chor:
Heida! sa sa!
Mein Seel, sie sind alle bezopft!

Eduard Mörike

Kuliteratur: Das Schlaraffenland_1

In Gastrosophie, Kuliteratur on 30/05/2009 at 11:13 am

Hans Sachs: Das Schlaraffenland
Eine Gegend heißt Schlaraffenland,
den faulen Leuten wohlbekannt;
die liegt drei Meilen hinter Weihnachten.
Ein Mensch, der dahinein will trachten,
muß sich des großen Dings vermessen
und durch einen Berg von Hirsebrei essen;
der ist wohl dreier Meilen dick;
alsdann ist er im Augenblick
im selbigen Schlaraffenland.
Da hat er Speis und Trank zur Hand;
da sind die Häuser gedeckt mit Fladen,
mit Lebkuchen Tür und Fensterladen.
Um jedes Haus geht rings ein Zaun,
geflochten aus Bratwürsten braun;
vom besten Weine sind die Bronnen,
kommen einem selbst ins Maul geronnen.
An den Tannen hängen süße Krapfen
wie hierzulande die Tannenzapfen;
auf Weidenbäumen Semmeln stehn,
unten Bäche von Milch hergehn;
in diese fallen sie hinab,
daß jedermann zu essen hab.

Auch schwimmen Fische in den Lachen,
gesotten, gebraten, gesalzen, gebacken;
die gehen bei dem Gestad so nahe,
daß man sie mit den Händen fahe.
Auch fliegen um, das mögt ihr glauben,
gebratene Hühner, Gäns‘ und Tauben;
wer sie nicht fängt und ist so faul,
dem fliegen sie selbst in das Maul.
Die Schweine, fett und wohlgeraten,
laufen im Lande umher gebraten.
Jedes hat ein Messer im Rück‘;
damit schneid’t man sich ab ein Stück
und steckt das Messer wieder hinein.
Käse liegen umher wie die Stein.
Ganz bequem haben’s die Bauern;
sie wachsen auf Bäumen, an den Mauern;
sind sie zeitig, so fallen sie ab,
jeder in ein Paar Stiefel herab.
Auch ist ein Jungbrunn in dem Land;
mit dem ist es also bewandt:
wer da häßlich ist oder alt,
der badet sich jung und wohlgestalt’t
Bei den Leuten sind allein gelitten
mühelose, bequeme Sitten.
So zum Ziel schießen die Gäst‘,
wer am meisten fehlt, gewinnt das Best;
im Laufe gewinnt der Letzte allein;
das Schlafrocktragen ist allgemein,
Auch ist im Lande gut Geld gewinnen:
wer Tag und Nacht schläft darinnen,
dem gibt man für die Stund‘ einen Gulden;
wer wacker und fleißig ist, macht Schulden.
Dem, welcher da sein Geld verspielt,
man alles zwiefach gleich vergilt,
und wer seine Schuld nicht gern bezahlt,
auch wenn sie wär eines Jahres alt,
dem muß der andere doppelt geben.
Der, welcher liebt ein lustig Leben,
kriegt für den Trunk einen Batzen Lohn;
für eine große Lüge gibt man eine Kron‘.
Verstand darf man nicht lassen sehn,
aller Vernunft muß man müßig gehn;
wer Sinn und Witz gebrauchen wollt,
dem wär kein Mensch im Lande hold.
Wer Zucht und Ehrbarkeit hätt lieb,
denselben man des Lands vertrieb,
und wer arbeitet mit der Hand,
dem verböt man das Schlaraffenland.
Wer unnütz ist, sich nichts läßt lehren,
der kommt im Land zu großen Ehren,
und wer der Faulste wird erkannt,
derselbige ist König im Land.
Wer wüst, wild und unsinnig ist,
grob, unverständig zu aller Frist,
aus dem macht man im Land einen Fürsten.
Wer gern ficht mit Leberwürsten,
aus dem ein Ritter wird gemacht,
und wer auf gar nichts weiter acht’t
als auf Essen, Trinken und Schlafen,
aus dem macht man im Land einen Grafen.
Wer also lebt wie obgenannt,
der ist gut im Schlaraffenland,
in einem andern aber nicht.
Drum ist ein Spiegel dies Gedicht,
darin du sehest dein Angesicht.

Davide Dutto, Il Gambero Nero / Die schwarze Garnele

In Gastrosophie, Kunst on 30/05/2009 at 9:07 am

In Bearbeitung, Fortsetzung folgt

Das Männergefängnis von Fossano ist in einem ehemaligen Kloster mitten in der Stadt untergebracht und beherbergt ca. 130 Häftlinge. In diesem piemontesischen Gefängnis vertreiben sich die Häftlinge die Zeit mit aufwändigen Kochsessions.

Fotograf Davide Dutto und Autor Michele Marziani haben den gastronomischen Alltag in Fossano über ein Jahr lang begleitet. Herausgekommen ist unter dem Titel Il Gambero Nero – Die schwarze Garnele, ein anrührendes illustriertes Kochbuch mit Rezepten aus dem Gefängnis. Die schwarzweißen Dokumentarfotografien zeigen die überaus kreative Küche der Inhaftierten und ihre gemeinsamen Mahlzeiten, zu denen auch die unterschiedlichen Kulturen an einen Tisch kommen.

Kochen im Gefängnis Fassano

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CopyRight: Davide Dutto, 2005